Premierentanz nach
Prinzen-Song
Neuer Verein auch in Wengelsdorf - Constanze Künstler-Opel trainiert mit
Mitgliedern
VON HOLGER ZIMMER,
08.03.09, 20:44h, aktualisiert 08.03.09, 22:25h
Constanze Künstler-Opel (l.) beim schweißtreibenden Training in der
alten Schule in Wengelsdorf. (FOTO: PETER LISKER)
WENGELSDORF/MZ. WENGELSDORF / MZ- In der alten Schule in Wengelsdorf
fließt einmal in der Woche der Schweiß. Dann üben sich unter Anleitung von
Constanze Künstler-Opel bis zu 25 Frauen und Männer nach Erwärmung,
Sprüngen, Drehungen und Beinschwüngen im modernen Tanz. Noch im alten Jahr
hatte sich der Verein Tanz Art Merseburg-Wengelsdorf gegründet. Auch, weil
die 31-Jährige in der kleinen Gemeinde wohnt und es dort
Trainingsmöglichkeiten gibt, die in der benachbarten Domstadt angesichts von
mittlerweile vier Tanzvereinen rarer sind.
Das Gros der Mitglieder gehörte früher zum Tanzstudio Leuna-Merseburg
und suchte nach neuen Herausforderungen. Die staatlich geprüfte
Bühnentänzerin beweist sich zudem als Choreografin und übt derzeit mit den
anderen Interessenten nach einem Prinzen-Song. Der Tanz soll bald in der
Öffentlichkeit und auch beim Wengelsdorfer Kirchenjahrmarkt am
3. Mai präsentiert werden.
Constanze Künstler-Opel stammt aus Merseburg. Als Vierjährige war sie
beim Geräteturnen aktiv. Als es dann mit dem Wechsel zur Sportschule nicht
klappte, ging sie in eine Volkstanzgruppe, die in der Grotewohl-Schule, dem
heutigen Herdergymnasium der Domstadt, übte. In der Bühnentanzgruppe im
Ständehaus lernte sie viel und ging später in das bereits erwähnte
Tanzstudio. Vom Turnen zum Tanzen sei es nur ein kleiner Schritt gewesen,
sagt die junge Frau. "Bei beidem kommt es auf Körperbeherrschung und
Beweglichkeit an, aber in keiner anderen Sportart gelingt es so wie beim
Tanzen, Gefühle auszudrücken."
Beizeiten stand für sie fest, dass sie zur Ballettschule gehen wolle.
Bei Eignungstest und Aufnahmeprüfung musste sie Beweglichkeit, Musikalität,
Rhythmusgefühl und Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Bei 16 000
Bewerbern war sie am Ende unter den 16 Angenommenen. Das bedeutete für die
damals Vierzehnjährige den Wechsel in ein Leipziger Internat.
Zwei Jahre galt es zunächst, Schule und Tanszausbildung unter einen
Hut zu bekommen. Danach ging es noch vier Jahre weiter. Constanze
Künstler-Opel spricht von Dietmar Seyffert und dem Spanier José de Udaeta,
von denen sie viel gelernt habe. Auf klassischem Ballett-Tanz baute sich
alles auf: Jazz, morderner und Charaktertanz oder Pas de deux . . . Es sei
das gewesen, was sie immer habe tun wollen, betont die 31-Jährige und fügt
hinzu: "Obwohl beim Tanz auf den Schuhspitzen die Füße bluteten und man
dicke Blasen bekam. Es sieht alles so einfach aus, aber man musste bis an
die Grenzen gehen. Dabei habe ich Disziplin gelernt."
Aufgewogen wurde die Härte der Ausbildung auch vom stürmischen
Applaus, mit dem die Mitwirkenden im Opernhaus Leipzig gefeiert wurden. Dort
tanzte sie bei weit über 100 Aufführungen in den Balletten "Feuervogel" und
"Boris Godunow", schwang die Beine beim Holzschuhtanz in "Zar und
Zimmermann" und feierte ihren 17. Geburtstag mit Uwe Scholz' "Dornröschen"-Premiere
in einem fantastischen Kostüm. Dabei saßen die
Eltern und ihre Verwandten im Parkett.
1997 hielt sie ihr Zeugnis in den Händen. Inzwischen hatte sie aber in
der Disko in Starsiedel ihren Mann Mirko, einen Maschinenführer bei der
Firma Schüco, kennengelernt und wollte in der Region bleiben. Da sie in der
Nähe in ihrem Beruf nicht arbeiten konnte, schulte sie zur Zahnarzthelferin
um. Denn leider habe zur Ausbildung nicht das Abitur gehört, obwohl man mit
Mitte 30 als Tänzerin bereits zum alten Eisen gehöre, sagt Constanze
Künstler-Opel heute. "Doch auch, als ich meine zwei Töchter bekam, habe ich
schnell gemerkt, dass mir das Tanzen fehlt. Ohne fühlte ich mich auch
körperlich nicht wohl." Sie mischte zwei Jahre in der Prinzengarde des
Karnevalsvereins in Wengelsdorf mit, ging zurück zum Tanzstudio
Leuna-Merseburg und wurde Trainerin. Nun übt sie mit drei von acht Gruppen
bei Tanz Art: donnerstags in der alten Schule sowie montags mit
Vorschulkindern und freitags mit Jugendlichen in der Domstadt. Spaß macht
ihr ebenfalls die Arbeit mit 13 Mädchen in der Kindereinrichtung ihres
Heimatortes. Zu ihnen gehört mit Norah auch ihre älteste Tochter.
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